Erzählung
Mit zwei Briefen von Peter Handke
»Formvollendet, ohne literarisches Durchpausen«, nennt Peter Handke die meisterhafte Erzählung »Auf halber Höhe«. Franz Weinzettl zeichnet darin nach, was viele erlebten, die ein paar Jahre ihres Lebens auf Hochschulen verbracht haben: eingesponnen sein in sich selbst, Kontaktverlust zu nahe stehenden Menschen und immer wieder Zweifel am Sinn dessen, was man sich anstudiert hat. Allmählich erst findet Wagner, der Held der Erzählung, zu Offenheit und Vertrauen zurück und vermag so der unglücklichen Liebesgeschichte mit sich selbst ein Ende zu setzen. Mit neuer Kraft des Erfindens und Empfindens gelingen ihm die ruhigen Blicke auf die Natur, die Landschaft seiner Herkunft, die Mutter, und er erfährt eine Art zweiter Kindheit – es ist zugleich ein Nachholen und ein Neubeginn, ein neuer Durchbruch zum Leben. Ein sanftes Buch. Ein Buch vom Erwachsenwerden, vom wachsenden Selbstvertrauen.
Die Kritik hat Franz Weinzettls 1983 erstmals erschienene Debüterzählung als neue Art des Bildungsromans gefeiert, als »zarte, scheue Entwicklungsgeschichte, deren Verhaltenheit sogar den Gestus der Sprache prägt« (Kleine Zeitung). »Ein ehrliches Buch, und wichtiger noch: ein glänzend geschriebenes.« (Basler Zeitung)
Er schaute längere Zeit zu Boden und suchte nach einem vierblättrigen Klee, wie nach dem darauf nun verdienten Glück, gab es jedoch gleich wieder auf und setzte sich an den Tisch in der Nähe; legte sich dann auf die Bank und schaute wieder ins Gras – die Halme ragten wie Stangen in die Höhe, und es riss sie im Wind hin und her, aber die Spinne, die sich nicht nur abschütteln ließ, sondern traumsicher von Spitze zu Spitze schwebte und derart ihr Netz baute: »So sollte man schreiben können!«, dachte er.
»Ihr Buch hat nichts Gekonntes, es zittert nur von sanftester Wahrheit. Ich sag’s halt: bei manchen Absätzen, wie bei der Beschreibung des Begräbnisses der Großmutter, waren mir – nicht gerade Tränen, aber doch ähnliche Stoffe in den Augen. Wenn es nur alle Menschen lesen, auch die Fußballer, Geländeläufer, und die Pfarrer, die nach Messgeldern gieren. Es ist eine Geschichte für alle. Das Wunderbarste ist, dass Ihre Sätze fast ohne Attitüde sind; keiner von uns hat das geschafft.«
Peter Handke an Franz Weinzettl
Franz Weinzettl, »Auf halber Höhe«. Erzählung
Mit zwei Briefen von Peter Handke
128 Seiten, Broschur, Fadenheftung
€ 15,– inkl. MwSt
ISBN 978-3-902113-26-9
Erschienen im Oktober 2003