Beim Verlassen des Hauses, in dem wir uns liebten

Uroš Zupan

Aus dem Slowenischen von Fabjan Hafner

Der Blick fällt auf Straßen, Kaffeehäuser, Gemüsefrauen. Er folgt der Geliebten und weitet sich dann: zum Fluss, zum Meer, wo alle Festlegungen fortgespült werden. »Von den Stunden, in denen sich unser Leben zum Knäuel rundet«, ist in Zupans durchlässigen Gedichten die Rede, von tagträumerischen Mittagsstunden, Morgenstunden. Ihnen gemeinsam ist die verlangsamte Zeit.

Hellhörig für die Phänomene des Leben entfaltet Uroš Zupan in geschmeidig flutendem Parlando Gedanke und Klang. Unaufgeregt, in rhythmisch schwingenden Versen betrachtet und reflektiert er Alltagsdinge und existentielle Fragen gleichermaßen – Erinnerungen verschränken sich mit der schwebenden Gegenwart, Traum und Wirklichkeit oszillieren geheimnisvoll.

»Eine quasibuddhistische Heiterkeit weht durch Zupans Gedichtzeilen. Die von Fabjan Hafner betreute und kongenial übersetzte Gedichtauswahl macht ihn nun auch dem deutschen Leser zugänglich.« (Ilma Rakusa, NZZ)

FEIERTAGE

Die Telefonleitungen sind überlastet. Schaufenster
nisten in der Tiefe der Nachmittage. Versteinerung
kommt über die Dinge. Fragen und Antworten

lähmen die Kehlen. Mit Blicken in Spiegel
überprüft man sein Dasein. Das Licht, das
sich aus den Fenstern ergießt, gehört immer

nur sich selbst. Die Kissen duften nicht mehr.
Die Erinnerungen an das Wasser der Fjorde ist
verblasst. Der Inhalt der Bücher auf den Borden

erwartet die Auferstehung, der Inhalt der Briefe die Rückkehr
der Zeit. Leere Gänge führen in leere Zimmer. Was immer
wir vom Leben wussten, überflutet die Augen.


Uroš Zupan, »Beim Verlassen des Hauses, in dem wir uns liebten«
Gedichte
Aus dem Slowenischen von Fabjan Hafner
96 Seiten, Hardcover mit Leinenrücken
€ 17,40 inkl. MwSt
ISBN 978-3-902113-85-6

[Übernahme aus dem Residenz Verlag
Ursprünglich erschienen 2000]


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