Blockade

Gennadij Gor

Aus dem Russischen von Peter Urban
Zweisprachige Originalausgabe

900 Tage dauerte die Blockade Leningrads (1941-44) durch die deutsche Wehrmacht. Die Stadt, ihrer Infrastruktur durch die systematische Bombardierung völlig beraubt, bot ein Bild des Grauens: Bombenruinen, zerfetzte Körper, brennende Häuser, 40° Frost, keine Lebensmittel, kein Brennmaterial, keine Zeitungen – täglich verhungern und erfrieren Tausende. Gennadij Gors während der Blockade entstandenen Gedichte reagieren auf die Schrecken nicht mit dem offiziell geforderten Heldenpathos, sondern mit einem lakonisch-spielerisch daherkommenden, schonungslosen »lyrischen Bericht«, der die Vorkommnisse konkret benennt: Hunger, Eiseskälte, Artilleriebeschuss, Kannibalismus und der allgegenwärtige Tod. Die den Terror kontrastierenden spielerischen Rhythmen und die oft absurd wirkenden Reime erzeugen eine verzweifelte Komik. Und auch die eingestreuten Erinnerungssplitter an bessere Tage und menschliche Nähe verstärken nur den Eindruck der totalen Vereinsamung und Haltlosigkeit in einer Welt, in der nichts mehr so ist, wie es einmal war.

Peter Urban hat dieses einzigartige dichterische und menschliche Dokument sorgfältig übersetzt und ediert, sowie mit einem die Hintergründe ausführlich dokumentierenden Nachwort versehen.

Ich aß Rebekka die so gerne lachte,
Ein Rabe sah mein schauerliches Mahl.
Der Rabe sah mich an, ob er wohl dachte
Wie langsam ein Mensch einen Menschen aß.
Der Rabe sahs doch werfe ich dem Aas
Rebekkas Hand nicht hin zum Fraß.

1942

Gennadij Gor, »Blockade«. Gedichte
Zweisprachige Originalausgabe
Aus dem Russischen übersetzt und mit einem Nachwort von Peter Urban
238 Seiten, Hardcover, Fadenheftung, mit Schutzumschlag und Lesebändchen
€ 23,– inkl. MwSt
ISBN 978-3-902113-52-8
Erschienen im Oktober 2007


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